Wenn man durch die Welt verreist, so wie wir es zuletzt für unsere Workshops in Peru getan haben, wird klar, dass unsere Vorstellungen über bestimmte Begriffe sehr vielfältig und bunt sind. Wenn zwei unterschiedliche Kulturen beschließen, wie in unserem Fall mit den Sprachen Deutsch und Spanisch eine Brücke der Freundschaft aufzubauen, wird deutlich, dass schon das Verständnis von Freundschaft sehr ambivalent ist.
Für einen Teil der Welt braucht Freundschaft Zeit und Vertrauen um zu wachsen und für den anderen Teil der Welt genügt es, ein gutes Gefühl bei jemandem zu haben, um eine Freundschaft eingehen zu können. Diese zwischenmenschlichen Tendenzen werden oft über einen kulturellen Zugang gesteuert, danach, ob der Wunsch nach Sicherheit oder auch Risikofreude überwiegt. Selbstverständlich kann man diese Aussage nicht pauschalisieren, dennoch ist ein gewisser Anhaltspunkt für die Erklärung von kulturellen Unterschieden oft hilfreich.
Worin man sich einigen kann, ist darin, wie eine Vertiefung der Freundschaft stattfinden kann: Diese Interaktion erfolgt meist über eine verbale Handlung, also über eine ausgewählte Sprache, in der man über seine Biografie oder Gedanken erzählen kann. Aber ebenso ist es vorstellbar, nonverbale Kommunikation zu verwenden, in diesem Fall zum Beispiel eine gemeinsame Aktivität wie Klettern oder Tanzen, bei der man zusammen Spaß hat.
Eine Begegnung der Kulturen und die Verwendung einer gemeinsamen Sprache kann zu einem wertvollen interkulturellen Austausch auf verschiedenen Ebenen führen: Auf kognitiver Ebene durch die Verwendung einer Fremdsprache, auf emotionaler Ebene, die gekennzeichnet ist durch das positive Gefühl, mit einem neuen und anderen Teil der Welt kommunizieren zu können, oder auf einer Handlungsebene, da ein erfolgreicher interkultureller Austausch auf einer fremden Sprache uns zu neuen Handlungen ermächtigen kann. So erzeugt das Erlernen einer neuen Sprache Begeisterung und Motivation dafür, weiterhin diese Fremdsprache zu erlernen und sich darin auszutauschen.
Durch unsere Erfahrung in Peru haben wir bei den peruanischen Kindern nicht nur das Interesse für die deutsche Sprache geweckt, sondern in uns allen den Sinn für das Schlagen einer Brücke der Freundschaft gestärkt.
Fernando Andia